Gewerkschafter als Landesretter

Das Ende des Kapp-Lüttwitz-Putschs

Mit einem Generalstreik beenden Millionen von Gewerkschaftsmitgliedern den Versuch, in Deutschland eine Diktatur zu errichten.

Am 13. März 1920 – einem Samstag – marschieren Mitglieder des rechtsextremistischen Freikorps ‚Brigade Ehrhardt‘ in der Reichshauptstadt Berlin auf. Ihr Ziel: der Sturz der jungen Republik. General Walther von Lüttwitz, ihr Anstifter und Anführer, ruft den deutschnationalen Reichstagsabgeordneten Wolfgang Kapp zum Reichskanzler aus. Reichspräsident Friedrich Ebert und den Mitgliedern der Reichsregierung fliehen nach Stuttgart, denn dort scheint die Lage noch sicher. Die Bevölkerung rufen sie zum Widerstand gegen die Putschisten auf. Noch am selben Tag fordern die Gewerkschaften die Arbeitnehmerinnen und Arbeitnehmer im gesamten Deutschen Reich auf, die Arbeit niederzulegen und sich so zur Demokratie zu bekennen. Obwohl die Putschisten allen, die dem Aufruf zum Generalstreik Folge leisten, die Todesstrafe androhen, legt die überwältigende Mehrheit der Beschäftigten in Baden wie überall im Reich tatsächlich die Arbeit nieder. Der öffentliche Verkehr ruht, fast alle Geschäfte bleiben geschlossen. Am 17. März geben die Putschisten auf. Die Bevölkerung hat mehrheitlich ihre demokratische Gesinnung unter Beweis gestellt, die Gewerkschaften ihre Durchschlagskraft. Damit böte sich ihnen die Chance, den nächsten Reichskanzler zu stellen und so die sozialpolitischen Errungenschaften der Jahre 1918/19 zu sichern. Doch sie lassen die Chance verstreichen. (ah)