„… dieser Feind steht rechts!“

Der Rathenau-Mord und seine Folgen

Das von rechtsextremistischen Terroristen verübte Attentat auf den deutschen Außenminister lässt die Demokraten im Reich vorerst zusammenrücken.

Am 24. Juni 1922 wird Reichsaußenminister Walther Rathenau von zwei Mitgliedern der rechtsextremistischen Organisation Consul auf offener Straße ermordet. Die Tat löst in weiten Teilen der deutschen Öffentlichkeit Entsetzen aus. Am folgenden Tag wendet sich Reichskanzler Joseph Wirth im Reichstag direkt an die Vertreter der republikfeindlichen Deutschnationalen Volkspartei (DNVP). Wegen ihrer dauernden Angriffe gegen die von der Regierung betriebene Erfüllungspolitik macht der Freiburger Zentrumspolitiker die DNVP moralisch für Rathenaus Tod verantwortlich. Seine Rede gipfelt in dem Ausruf: „Da steht der Feind, der sein Gift in die Wunden eines Volkes träufelt. – Da steht der Feind! Und darüber ist kein Zweifel: dieser Feind steht rechts!“ Einen Monat später beschließt der Reichstag ein Gesetz zum Schutz der Republik: Um politische Angriffe gegen die Demokratie schneller verfolgen zu können, wird nun ein Verfassungsgericht geschaffen. Eine weitere Folge des Rathenau-Mords ist, dass die demokratische Linke nun ihre Reihen schließt: Jener Teil der USPD, der sich 1920 nicht der KPD angeschlossen hat, kehrt noch im selben Jahr in den Schoß der Mutterpartei SPD zurück. (tp/ah)