Außenpolitik top, Innenpolitik Flop

Die Große Koalition unter Hermann Müller

Das Parteienbündnis, das der SPD-Vorsitzende im Ringen um den Erhalt der Demokratie schmiedet, erweist sich letztlich nicht als tragfähig.

Bei der Reichstagswahl vom Mai 1928 hat die SPD fast 30 Prozent der Stimmen auf sich vereinen können - mehr als Zentrum, DVP und DDP zusammen. Deshalb kann Reichspräsident Hindenburg nicht umhin, den SPD-Vorsitzenden Hermann Müller mit der Regierungsbildung zu beauftragen. Allerdings kommt zunächst nur ein ‚Kabinett der Persönlichkeiten‘ zustande; erst im Frühjahr 1929 ist die DVP bereit, sich auch formal in eine Große Koalition einbinden zu lassen. Im Zusammenspiel mit Reichsaußenminister Gustav Stresemann setzt Müller 1928/29 durch, dass Frankreich die immer noch besetzten linksrheinischen Gebiete Deutschlands räumt und dass die Reparationszahlungen deutlich gemindert werden. In der Wirtschafts- und Sozialpolitik hingegen sind die Gegensätze zwischen den Koalitionspartnern schier unüberbrückbar: Während die SPD das zunehmende Massenelend bekämpften will, verfolgt vor allem die DVP eine betont wirtschaftsliberale Politik. Angesichts der zunehmenden Bedrohung der Republik durch die extremistischen Parteien will Müller die Regierung jedoch unbedingt zusammenhalten. Deshalb macht er viele Zugeständnisse. Trotzdem bricht die Große Koalition Ende März 1930 endgültig auseinander. (ah)