Aufstieg zur Massenpartei

Bei der Reichstagswahl erstarkt die NSDAP massiv

Dank ihrer aggressiven Lügenpropaganda sowie des Versagens der anderen Parteien in der Krise erzielen die Nationalsozialisten einen erdrutschartigen Wahlerfolg.

Das seit dem Frühjahr 1930 regierende Minderheitskabinett unter dem Zentrumspolitiker Heinrich Brüning hat seine Pläne zur Bewältigung der Wirtschaftskrise nicht gegen den Reichstag durchsetzen können. Deshalb werden die Deutschen kaum zweieinhalb Jahre nach der Reichstagswahl vom Frühjahr 1928 erneut an die Urnen gerufen. Angesichts von Elend und Not haben sich unterdessen viele Arbeiter und Arbeitslose, die zuvor der SPD zuzurechnen waren, radikalisiert. Die KPD kann ihren Stimmenanteil deshalb auf mehr als 13 Prozent steigern, während die SPD deutlich mehr als 5 Prozent verliert. Mit rund einem Viertel aller Stimmen erzielt sie jedoch immer noch einen höheren Anteil als die Zentrumspartei und die liberalen Parteien zusammen. Noch deutlicher als die SPD hat die demokratiefeindliche DNVP verloren: Ihr Stimmenanteil ist auf 7 Prozent geschrumpft und hat sich damit mehr als halbiert. Denn auch ein Großteil der ehemaligen DNVP-Wähler hat sich weiter radikalisiert – und diesmal die NSDAP gewählt. Mit groß angelegten Propaganda-Aktionen und großspurigen sozialpolitischen Versprechungen haben die Nationalsozialisten auch ehemalige DVP- und DDP-Wähler für sich gewinnen können, vor allem aber Millionen bisheriger Nichtwähler angesprochen. Mit 18,3 Prozent der Stimmen stellt die Hitler-Partei von nun an die zweitgrößte Fraktion im Reichstag. 107 Braunhemden stören dort seither systematisch mit Beleidigungen und Provokationen die parlamentarische Arbeit. (ah)