Mutige Demokraten im Visier

Eine schändliche 'Schaufahrt' ins KZ

Im Rahmen einer demütigenden Prozedur werden Adam Remmele, Ludwig Marum und fünf weitere Nazi-Gegner aus Karlsruhe nach Kislau verschleppt.

Wie überall im Reich werden auch in Baden seit Ende Februar 1933 zahlreiche Kommunisten und Sozialdemokraten ohne jegliche rechtliche Grundlage in Schutzhaft genommen. Zunächst bringt man sie in Gefängnissen unter, zugleich wird mit der Errichtung von Konzentrationslagern begonnen. Am 16. Mai 1933 schließlich verfrachten die Nazis sieben bekannte Sozialdemokraten aus der Landeshauptstadt Karlsruhe ins kurz zuvor eröffnete KZ Kislau  unter ihnen der ehemalige badische Staatspräsident und Landesinnenminister Adam Remmele sowie der ehemalige Vorsitzende der SPD-Landtagsfraktion, Ludwig Marum. Die Nazis inszenieren die Überführung als demütigendes Schauspiel: Die Männer müssen auf einem engen Pritschenwagen Platz nehmen und sind einer gaffenden und johlenden Meute schutzlos ausgesetzt. In Anspielung auf Remmeles ursprünglich erlernten Beruf werden im Publikum Text und Noten des bekannten Volkslieds Das Wandern ist des Müllers Lust verteilt. Neben den vielen Menschen, die die Männer auf dem Wagen beleidigen und verhöhnen, gibt es nur wenige, die es wagen, dagegenzuhalten und damit ihre eigene Verhaftung riskieren. (ah)