Albert Bucher

Der katholische Pfarrer steht zu seiner Überzeugung und hält den Nazis bis zu seiner Verhaftung 1940 stand.

Albert Bucher wirkt seit 1930 als katholischer Pfarrer im kleinen Dorf Limpach nahe Überlingen. In seiner Gemeinde ist er nicht zuletzt deshalb beliebt, weil er kein Blatt vor den Mund nimmt. Auch noch nach der NS-'Machtergreifung' 1933 macht Bucher kein Geheimnis daraus, dass er vom Nationalsozialismus wenig hält und beharrt weiterhin auf der Anrede "Grüß Gott!" statt des nun üblichen "Heil Hitler!".

Schon im Frühjahr 1933 wird Bucher ermahnt, sich "in Zukunft gegenüber der nationalsozialistischen Regierung und Bewegung einwandfrei" zu verhalten. Aber der couragierte Geistliche lässt sich den Mund nicht verbieten. Als die Nazis etwa 1935 eine öffentliche Tanzveranstaltung in Limpach mitten in der Fastenzeit ankündigen, fordert er die Mitglieder seiner Gemeinde unmissverständlich auf, dem geselligen Treiben fernzubleiben, da Vergnügungen dieser Art gegen die Fastenordnung verstießen. Sehr zum Ärger der örtlichen NSDAP-Funktionäre folgen die meisten Gemeindemitglieder dem Aufruf ihres Pfarrers.

Auch mit einem Limpacher Hauptschullehrer gerät Bucher in einen größeren Konflikt. Als Bucher den überzeugten Nationalsozialisten öffentlich dafür anprangert, dass dieser vor seinen Schülern gegen den christlichen Glauben wettert, erhält er eine erneute Verwarnung. Das Badische Kultusministerium droht nun, ihm beim nächsten Zwischenfall dieser Art die Zulassung zum Religionsunterricht zu entziehen. Als dann 1939 weitere NS-kritische Äußerungen Buchers bekannt werden, bietet das Ministerium dem Pfarrer einen Tauschhandel an: Er dürfe weiter unterrichten, wenn er seiner Versetzung in eine andere Gemeinde zustimme. Doch Bucher wehrt sich mutig gegen die gegen ihn erhobenen Vorwürfe: Verhetzung betreibe nicht er, sondern der von ihm attackierte Dorflehrer. Da sich das Erzbischöfliche Ordinariat in Freiburg auf seine Seite stellt, kommt er auch dieses Mal ungestraft davon.

Doch bald darauf ist das Maß für die NS-Machthaber endgültig voll: Nachdem Bucher den nationalsozialistischen Rassismus vor seinen Schülern als Unsinn und Hitler indirekt als "falschen Propheten" bezeichnet hat, entzieht ihm das Ministerium im November 1939 doch noch die Lehrerlaubnis. Ende Juli 1940 wird Bucher schließlich in 'Schutzhaft' genommen. Kurz vor Weihnachten 1940 kommt er vorübergehend wieder auf freien Fuß; nach Limpach zurückkehren darf er jedoch nicht. Einige Monate später erhebt der Oberstaatsanwalt des Sondergerichts Freiburg offiziell Anklage gegen den Pfarrer. Im Juni 1940 - so wird ihm zur Last gelegt - soll er gegenüber Jugendlichen seiner Gemeinde geäußert haben: "Wir beten zu Christus und nicht für Hitler." Darüber hinaus soll er Hitler bei dieser Gelegenheit als "Heuchler" bezeichnet haben.

Im Gerichtsverfahren hat Bucher keine Chance: Er wird zu einer Haftstrafe von neun Monaten verurteilt. Nach seiner Freilassung aus dem Strafgefängnis Mannheim muss er Baden verlassen; erst nach Kriegsende 1945 kann er zurückkehren. Im Januar 1946 übernimmt er die Pfarrstelle in der kleinen südwürttembergischen Gemeinde Siberatsweiler, nur rund 45 Kilometer von seinem einstigen Wirkungsort Limpach entfernt. Dort stirbt er 1961 im Alter von 81 Jahren. (al)

1880

geboren in Illmensee

1930

Amtseinführung als katholischer Pfarrer in Limpach bei Überlingen

1940/41

"Schutzhaft" und Untersuchungshaft in Überlingen und Mannheim

1941

neunmonatige Haft im Strafgefängnis Mannheim

1946

Pfarrer in Silberatsweiler bei Lindau

1961

gestorben in Silberatsweiler

Wir beten zu Christus und nicht für Hitler. (Albert Bucher 1940)