Heinrich Bollinger

1916-1990

Der Kontaktmann der Widerstandsgruppe 'Weiße Rose' in Baden entgeht nach seiner Verhaftung nur mit Glück dem Todesurteil.

Heinrich Bollinger wird 1916 in Saarbrücken geboren. Ebenso wie sein jüngerer Bruder Willi ist er als Jugendlicher in der katholischen Jugendbewegung 'Neu-Deutschland' aktiv, wo er auch den späteren Widerstandskämpfer Willi Graf kennenlernt.

Noch als Schüler erlebt Heinz Bollinger die Machtübernahme der Nationalsozialisten und die Diskriminierung von Klassenkameraden jüdischer Herkunft. 1936 wird der Bund 'Neu-Deutschland' verboten. Bollinger und andere treffen sich aber weiterhin illegal. 1938 zieht er nach Freiburg, um Philosophie zu studieren. In Rudi Alt und Helmut Bauer findet er dort zwei Gleichgesinnte, die das Nazi-Regime ebenso ablehnen wie er selbst.

Als Bollinger an Weihnachten 1942 seine Familie in Saarbrücken besucht, trifft er dort seinen alten Bekannten Willi Graf wieder, der inzwischen an der Münchner Universität studiert. Dort hat Graf sich der Widerstandgruppe 'Weiße Rose' um Hans und Sophie Scholl angeschlossen. Nun sucht er in seiner Heimatstadt Saarbrücken Unterstützer. Bei einem Besuch Grafs in ihrem Elternhaus erklären Heinz und Willi Bollinger sich bereit, die regimekritischen Flugblätter der 'Weißen Rose' zu verteilen. Sie fühlen sich moralisch zum Widerstand verpflichtet.

Im Januar 1943 trifft sich Willi Graf erneut mit den Brüdern Bollinger und übergibt ihnen das neueste Flugblatt der 'Weißen Rose'. Doch noch bevor Heinz Bollinger und seine Freiburger Freunde dieses Flugblatt vervielfältigen und verbreiten können, ereilt sie eine schockierende Nachricht: Bekannte, die trotz strengsten Verbots einen britischen Radiosender abgehört haben, haben auf diesem Wege erfahren, dass Hans und Sophie Scholl sowie Willi Graf verhaftet und die Geschwister Scholl sogleich in einem Schnellverfahren zum Tode verurteilt worden sind. Umgehend lässt Bollinger daraufhin das Flugblatt und weiteres belastendes Material verschwinden.

Am 5. März verhaftet die Gestapo auch Heinz Bollinger und Helmut Bauer. Zusammen mit Willi Graf und anderen Mitgliedern der 'Weißen Rose' wird den beiden am 19. April 1943 der Prozess vor dem Volksgerichtshof gemacht. Schließlich werden drei Todesurteile verhängt – auch über Graf. Bollinger und Bauer hingegen haben Glück im Unglück: Weil Graf die beiden nicht verraten hat, kann man ihnen keine Bereitschaft zum Widerstand nachweisen. Doch schon allein weil die beiden ihr Wissen über die 'Weiße Rose' nicht angezeigt und Informationen aus dem britischen Rundfunk bezogen haben, werden sie zu sieben Jahren Zuchthaus verurteilt. Wenige Wochen vor Kriegsende kommen sie nach rund zweijähriger Haft frei. Heinz Bollinger kehrt an die Universität Freiburg zurück und beendet dort sein Studium. (al)

1916

geboren in Saarbrücken

1937

Abitur in Saarbrücken

1938-1943

Studium der Philosophie in Freiburg

1942

erster Kontakt zur Weißen Rose

1943

Verhaftung durch die Gestapo in Freiburg

1943-1945

Haft im Zuchthaus Ludwigsburg

1966-1981

Professor für Psychologie an der Pädagogischen Hochschule Lörrach

1990

gestorben in Freiburg im Breisgau

 

Es wäre für uns eine unerträgliche Qual gewesen, in einem gewonnenen Krieg im Hitler-Deutschland weiterleben zu müssen. (Heinz Bollinger in der Rückschau)